Doing Visual Ethnography
Biancas fabulierter Fragenkatalog auf Basis Sarah Pinks “Doing Visual Ethnography”
Was würde Sarah Pink, wollen, was ich (mich) frage bezüglich meiner Feldforschung und Bilder? [1]
Erster Spaziergang der HBK
Vor der Exkursion – Vorbereitung und Desktop-Recherche
1. Welche visuellen und narrativen Vorstellungen über den Exkursionsort entstehen durch meine/unsere Desktop-Recherche – und welche Rolle spielen dabei Bildmaterialien wie Karten, historische Fotografien, Instagram-Posts oder Webseiten?
2. Inwiefern beeinflussen diese recherchierten Bilder und Narrative unsere Erwartungen an Begegnungen mit Akteur*innen sowie die Erkundung der physischen und sozialen Umgebung vor Ort?
3. Welche Leerstellen oder offene Fragen in Bezug auf den Exkursionsort und seine Akteur*innen entstehen durch die Recherche – und wie können diese gezielt während der Exkursion adressiert werden?
4. Welche methodischen Überlegungen stelle ich an, um während der Exkursion fotografisch zu dokumentieren – und welche Fragen zur Darstellung von Räumen, Situationen und Begegnungen leiten diese Entscheidungen?
Während der Exkursion – Visuelle Dokumentation und Begegnungen
5. Welche Art von Umgebung dokumentiere ich vor Ort – und welche Kriterien beeinflussen meine Auswahl von Motiven und Bildausschnitten?
6. Inwiefern beeinflussen die Begegnungen mit Akteur*innen vor Ort meinen fotografischen Blick und die Entscheidungen, welche Räume, Objekte oder Situationen ich festhalte?
7. Welche Art von Bildmaterial finde ich vor Ort vor – und wer sind die Autor*innen dieser Bilder? In welchem Verhältnis stehen diese Bildwelten zu meinen eigenen Begegnungen und Beobachtungen?
8. Inwiefern fordert mich der Kontext der Exkursion heraus, meinen Blick oder meine dokumentarische Praxis anzupassen – sei es durch spontane Momente, unerwartete Begegnungen oder durch die Dynamik innerhalb der Forschungsgruppe?
9. Wann und in welchen Situationen gebe ich meine fotografische Perspektive ab? Fotografiere ich immer selbst oder lasse ich bewusst andere – sei es Akteur*innen oder Mitforschende – fotografieren? Welche Auswirkungen hat dieser Perspektivwechsel auf die visuelle Dokumentation und die Deutung der Exkursion?
10. Welche Rolle spielt meine eigene Präsenz in den Bildern – sei es als fotografischer Akteurin oder als sichtbar abgebildete Person – und welche Bedeutung hat dies für die visuelle Darstellung der Exkursion?
11. Welche Dynamik entsteht durch die Interaktion mit Akteur*innen während der Exkursion – und wie spiegeln sich diese Begegnungen in den entstandenen Bildern wider?
12. Inwiefern kann durch das gemeinsame Betrachten und Besprechen von Bildern mit Akteur*innen oder Mitforschenden vor Ort ein gemeinsames Verständnis der besuchten Orte und Situationen entstehen?
13. Wie beeinflusst die spontane Erstellung von Screenshots, Notizen oder visuellen Tagebucheinträgen während der Exkursion meinen Forschungsprozess und mein Verständnis der Begegnungen und Beobachtungen?
Nach der Exkursion – Auswertung und Reflexion
14. Welche Bedeutungen und Narrative entstehen beim erneuten Betrachten der während der Exkursion aufgenommenen Bilder – und wie verändern diese möglicherweise meine ursprünglichen Einschätzungen?
15. Inwiefern ermöglichen die aufgenommenen Bilder und deren Kontextualisierung, Rückschlüsse auf soziale, materielle oder historische Aspekte der dokumentierten Orte zu ziehen?
16. Wie wirken sich meine fotografischen Entscheidungen – etwa durch Bildausschnitte, Perspektiven oder die Auswahl von Motiven – auf die Darstellung der Exkursion und deren Erkenntnisse aus?
17. Welche unausgesprochenen Dimensionen von Erfahrung, Bedeutung und Wissen werden durch
die Betrachtung und Diskussion der Bilder innerhalb der Forschungsgruppe sichtbar?
18. Wie kann die Erstellung von composite images (ausgewählte Bildzusammenstellungen) dazu beitragen, verschiedene Perspektiven, Begegnungen und Erfahrungen der Exkursion
zusammenzuführen und sichtbar zu machen?
19. Welche Rolle spielt meine eigene Positionierung (als Forschende*r oder als Teil der
Forschungsgruppe) in der visuellen Dokumentation – und wie beeinflusst diese meine Darstellung
von Räumen, Begegnungen und Situationen?
20. Wie kann die Kombination aus fotografischem Material und verbalem Narrativ dazu beitragen,
Veränderungen in Biografien, Beziehungen oder Materialitäten sichtbar zu machen, die sich im
Rahmen der Exkursion zeigen?
21. Inwiefern offenbaren die angefertigten Bilder und Notizen Erfahrungen und Eindrücke, die verbal schwer zu beschreiben wären?
22. Wie können die während der Exkursion entstandenen Bilder dazu beitragen, ein gemeinsames
Verständnis der Vergangenheit, Gegenwart und potenziellen Zukunft des untersuchten Raums zu entwickeln – insbesondere in Bezug auf soziale, politische oder kulturelle Veränderungen?
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[1] Pink, Sarah: Doing Visual Ethnography, Los Angeles, London, New Delhi,
Singapore, Washington DC, Melbourne, SAGE Publications Ltd, 2021